Die gängige Kariestheorie besagt, dass die Zähne von Aussen zerstört werden. Was wäre, wenn es einen inneren Mechanismus gibt, der die Zähne vor Angriffen schützt und wenn dieser versagt, Karies entsteht? Dann müsste der gesamte zahnärztliche Therapieansatz verändert werden.

Ein Gastartikel von Dr. med. Karin Bender-Gonser

Alle denken, es läge nur an der schlechten Mundhygiene, wenn Karies entsteht.

Solange dieser Glaube besteht, lassen sich Zahnpasten, Mundspülungen, Gele, Lacke und Kaugummis wunderbar verkaufen.

Aber reicht es wirklich die Beläge wegzuputzen, oder verfügt der Körper vielmehr über ein System, dass ihn vor Karies schützt?

In der Tat gibt es körpereigene Systeme, die die Zähne schützen. Denn wäre es nicht so, dann hätten die Urzeitmenschen bereits Mundhygiene betreiben müssen und die Zahnbürste wäre als Steinzeitfund ausgegraben und in Museen ausgestellt worden. Dem ist allerdings nicht so. Die Idee von der exzessiven Zahnhygiene mit allen Formen an Zahnbürsten, Zahnseiden, Mundspülungen und Fluoridgelee ist relativ jung. Ganz genau begann es nach dem 2. Weltkrieg als in den USA die immer noch geltende Kariestheorie von Bakterien und Säurebildung als offizielle Erklärung festgelegt wurde. Seither wird sie den Studenten an den Universitäten vermittelt. Auch ich habe sie gelernt.

Solange die Vorstellung besteht, dass der Zahn von AUSSEN attackiert wird, gibt es auch Lösungsansätze und Therapien, die den Zahn von AUSSEN behandeln oder schützen sollen.

Was, wenn es anders wäre?

Gehen wir nochmals zu den Urzeitmenschen oder Urvölkern zurück. Dr. Weston Price hat vor etwa 80 Jahren einige Studien an Urvölkern auf der ganzen Welt durchgeführt. Das Ergebnis war erstaunlich. Bei Urvölkern, die sich noch ursprünglich ernährten gab es keine Karies, Parodontitis oder Zahnfehlstellungen. Begannen sie jedoch unsere Nahrung zu essen, dann entwickelten auch sie alle uns bekannten Zivilisationserkrankungen, unter anderem Karies.

Dies läßt den Schluß naheliegen, dass die Ernährung den wichtigsten Einfluß auf die Zahngesundheit hat.

Aber mit dieser Aussage, läßt sich wenig Geld verdienen.

Als im Jahre 1958 Dr. Ralph Steinman von der Loma Linda University in Californien herausfand, dass es einen internen Schutzmechanismus von Zähnen gibt, wurde ihm wenig Gehör geschenkt. Den Kollegen Dr. John Leonora interessierte dieser Ansatz sehr und er begann mit Dr. Steinman an dieser Thematik zu forschen. Über die Jahre fanden sie heraus, dass es ein internes System, das Dentinfluid-Transport System, gibt. Es transportiert von den Blutgefäßen, die über die Zahnwurzeln in die Zahnpulpa gelangen, Nährstoffe über die Dentintubuli durch den Schmelz bis in die Mundhöhle. Dort legt sich, wie Schweisstropfen, das Fluid über die Schmelzoberfläche und schützt sie vor äusseren Angriffen (z.B. Säure). Dieses von Innen nach Aussen gerichtete System kann jedoch stagnieren und was viel schlimmer ist, sich umkehren. Dann ist die Fließrichtung von Aussen nach Innen und transportiert alle Säuren, Stoffwechselprodukte und Toxine durch den Zahn in den Körper.

Wann kann das System stagnieren?

Dr. John Leonora fand heraus, dass die Ohrspeicheldrüse ein Hormon freisetzt, dass das Dentinfluid-Transport System unterstützt und dazu beiträgt, dass der natürliche Schutz aufgebaut werden kann. Es gibt jedoch Einflußfaktoren, die die Ausschüttung dieses Hormons einschränken oder hemmen. In diesem Zusammenhang sind Stress, aber auch falsche Ernährung zu nennen. Ganz besonders negativ wirken sich Zucker und Kohlenhydrate auf diese Funktion aus.

Ernährung ist der Schlüssel zu Gesundheit

Wie ich bereits in früheren Artikeln, Videos und Büchern thematisiert habe, ist die Ernährung der Schlüssel zu jeglicher Gesundheit. Nicht nur für die Entstehung von Parodontitis, sondern auch Karies und Allgemeinerkrankungen bis hin zu Krebs gibt es eindeutige Belege für diese Zusammenhänge. Die Ernährung hat Auswirkungen auf unsere Darmflora (Mikrobiom), das Immunsystem, den Säure-Basenhaushalt und Zellerneuerung. Unser Speichel fungiert alsRegenerationsmedium für Zähne und Zahnfleisch, aber nur, wenn der optimale Ph-Wert von 7-7,4 besteht. Leider verändert unsere moderne Ernährung diesen Wert in den sauren Ph-Wertbereich mit weitreichenden Folgen. Unsere Zähne werden immer anfälliger.

Es ist so einfach

Gesund zu sein und zu bleiben liegt in unseren eigenen Händen. Das bedeutet allerdings, dass wir unseren Lebensstil und unsere Ernährungsgewohnheiten verändern müssen. Stress mindert die Selbstheilungskräfte unseres Körpers, indem die Ausschüttung wichtiger Hormone unterbunden werden. Fehlende Nährstoffe lassen den Körper nicht optimal funktionieren. Die Annahme, dass Krankheitssymptome lästige Übel seien, die weggedrückt werden müssten, anstatt sie als Warnsystem zu verstehen, um die Lebensweise zu ändern, stellt ein Problem dar.

Dabei ist es so einfach, sich gesund zu ernähren. Wir haben es verlernt frische Lebensmittel zu konsumieren und greifen lieber zu industriell hergestellten Powerriegeln und sonstigen Angeboten. Das, was wir in unseren Körper stecken, ist die Grundlage für das optimale Funktionieren aller von Natur aus angelegter Schutz- und Regenerationsmechanismen. Diese sollten wir wieder zurückerobern, anstatt Milliardenbeträge der Pharma- und Lebensmittelindustrie in den Rachen zu werfen.

Das System muss im Innern gestärkt werden

Glaubt man den Drs. Steinman und Leonora, dann müsse die gesamte moderne Kariestherapie und Prophylaxe überdacht werden. Das Äussere der Zähne müsste nicht primär behandelt werden, sondern das Innere des Körpers. Über die richtige Ernährung und Stressreduktion würde der körpereigene Schutzmechanismus aktiviert und man bräuchte keine antibakteriellen Therapien und Reparaturen vornehmen.

 

 

 Mehr zu Dr. Karin Bender-Gonser:

Ich bin aus Leidenschaft holistische Zahnärztin und vierfache Mutter. Beides ist seit 25 Jahren ein Teil meines Lebens und nicht nur ein Aufgabenbereich. Somit lebe ich meine Berufung! Menschen zu inspirieren, zu begleiten und ihnen Vorbild zu sein, ist meine innerste Motivation. Das was ich sage, das lebe und fühle ich auch! Dogmatische Vorgaben lehne ich in jedem Lebensbereich ab und verbinde alle Ebenen des Lebens miteinander. Das ist meine Perspektive eines holistischen Lebensmodells. Und genau das ist der Schlüssel zum "Ganzheitlich Gesund Sein". "Heilung statt Reparatur" und "Selbstheilung statt geheilt werden"ist meine Maxime.

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